„2010 ist das betahaus aus einer Coworking-Initiative entstanden - “bottom up” von Freelancer*innen und New Work-Pionieren und nicht top down als Immobilienprojekt. Diese Wurzeln sind uns bis heute wichtig. Denn wie viele unserer Nutzer*innen haben wir dabei auch die Ups & Downs des Unternehmer*innentums kennengelernt: Von der aufregenden Gründung, ersten Erfolgen bis zu einem ziemlich harten Crash 2013.
Aber danach auch einem Lernen aus Fehlern, einem von der Community getragenen Neuanfang und großen Wachstum. Dabei haben wir jede Menge spannende, mutige, tolle und manchmal auch nicht so tolle Menschen kennengelernt. Immer aber hat uns das weitergebracht und das betahaus zu dem gemacht, was es heute ist: Ein Coworking Space aus der Szene für die Szene - und das always beta.“
So hat Lars Brücher, einer der Gründer des betahaus Hamburg 2020 unsere Geschichte erzählt.
Und dann kam Corona und ein Jahr, in dem wir plötzlich das Gegenteil von dem tun mussten, wofür wir eigentlich stehen. Und in dem wir dennoch wahnsinnig viel lernen und entdecken durften.
Von einem Tag auf den anderen mussten wir an einem Ort, der geschaffen wurde, um Menschen zusammenzubringen dafür sorgen, dass genau das nicht mehr passiert. Wir mussten uns als Team neu (er-)finden, neue Prozesse und Regeln entwickeln und vor allem eine Zukunftsperspektive erarbeiten. Unser Event-Geschäft kam vollständig zum Erliegen, das gesamte Team musste in Kurzarbeit und letzten Endes konnte das betahaus nur aufgrund guter Beziehungen zu Hausbank und Vermieter - und durch die staatlichen Hilfsprogramme, insbesondere die so genannte “Überbrückungshilfe 3”, überleben.
Das betahaus befand sich aber irgendwie auch im Zentrum eines sich vollziehenden gesellschaftlichen Wandels. Ein großer Teil der Wissensarbeiter*innen weltweit hat innerhalb kürzester Zeit gelernt, dass ein Arbeitsplatz nicht notwendiger Weise nur im klassischen Büroumfeld funktioniert. Gleichzeitig haben viele von uns erfahren, dass das Homeoffice auch nicht nur Vorteile mit sich bringt. Die fehlende Abgrenzung zur Arbeit, die teilweise ungeplante Nähe zu den Herausforderungen des Alltags, aber auch der soziale und professionelle Austausch mit Kolleg*innen und Geschäftspartner*innen sind nur einige wenige Beispiele für neue Herausforderungen.
Und in diesem Zusammenhang verlor das betahaus langsam den Nimbus des innovativen, aber irgendwie auch nischigen und nerdigen Projekts. Stattdessen wurden wir vermehrt als Expert*innen zum Thema Remote Work, flexiblen Arbeitsplatzlösungen und Digitalisierungsfragen wahrgenommen. In gewisser Weise haben uns die Gespräche zu diesem Thema und der Austausch mit Coworker*innen, Kund*innen und Geschäftspartner*innen auch ein Stück weit durch diese schwere Zeit getragen.
Heute, am 1. Juli 2021, feiern wir die (Wieder-)Eröffnung unseres renovierten Cafes, unseren 11. (!) Geburtstag und mit aller gebotenen Vorsicht das absehbare Ende der Corona Pandemie. Wir feiern den Umbau und die Erweiterung der Coworking Fläche im 4. OG und die Eröffnung unseres neuen Frontdesks.
Wir sind glücklich, dass die lange Zeit der Kurzarbeit für unser Team nun vorbei ist und auch die Homeoffice Tage immer häufiger gegen Präsenztage getauscht werden können. Wir sind immer noch beschwingt von unserem ersten Team-Event (Barkassenfahrt, yes!!) seit anderthalb Jahren.
Wir freuen uns über die ersten Veranstaltungen, die im Hause stattfinden. Wir genießen das Gefühl, dass das Leben in unseren Coworking Space zurückkehrt - in Form von den altbekannten Gesichtern, die nach und nach wieder an ihren Flexdesk und ins Office zurückkehren. Die Gespräche, die uns so gefehlt haben, der Schnack am Türrahmen, der Kaffee zwischendurch, all das ist wieder da. Und alle Anzeichen deuten darauf hin, dass nach dem Sommer zumindest aus coworking-space-technischer Sicht eine gewisse Normalität zurückkehren wird.
Nun ja - erst einmal fühlen wir uns bestärkt in dem Gefühl, dass unsere Arbeit der letzten 10 bzw. 11 Jahre richtig und wichtig war. Und dass Orte wie das betahaus nicht nur gebraucht werden, sondern in einer Arbeitswelt, die sich zunehmend flexibilisieren wird, an Bedeutung gewinnen werden. Der Arbeitsplatz als physischer Ort wird weiter an Bedeutung verlieren (weil der Arbeitsplatz inzwischen ja fast überall sein kann) - im Gegenzug wird das “Drumherum” und die Gemeinschaft am Arbeitsort an Bedeutung gewinnen.
Aber wir wollen natürlich auch weiter lernen und weiter Gelerntes vermitteln. Dabei haben wir folgende Schwerpunktthemen und Projekte für uns entdeckt:
Als wir das Neue Amt Altona mit initiiert haben, konnten wir nicht ahnen, wie wichtig das konzeptionelle Weiterdenken der betahaus Idee in diesen Zeiten werden sollte. Inzwischen ist das Neue Amt für uns die Projektionsfläche für neue Arbeitsplatzkonzepte geworden. Und dadurch, dass die Genoss*innen des Neuen Amts bereits heute mitgestalten können, werden wir in knapp 2 Jahren die entwickelten Ideen endlich umgesetzt erleben. Gemeinsam mit dem Team vom Neuen Amt und den zukünftigen Mieter*innen werden wir uns in den kommenden Wochen verstärkt mit den veränderten Bedürfnissen auseinandersetzen und in virtuellen und physischen Prototypen experimentieren.
Das betahaus ist nicht nur ein Coworking Space, sondern auch das Team dahinter. Wir haben in den letzten Jahren viel Zeit und Energie aufgewendet, um unsere Organisation für alle Mitarbeiter*innen zu einem möglichst angenehmen Arbeitsort zu machen, u.a. in zahlreichen Workshops mit den betahaus Urgesteinen von komfortzonen.de und dem Beraternetzwerk von next U. Dabei ging es nur am Rande um den konkreten Ort (Fun Fact: die dunkelsten und ungemütlichsten Arbeitsplätze im betahaus hatte immer das Team), sondern vielmehr um Fragen der Führung, unserem Verständnis von Hierarchien, Feedback- und Fehlerkultur und dem konstruktiven Hinterfragen des Status Quos. Durch die hinzugekommenen Herausforderungen (Remote Work & Co) ist der Katalog der Herausforderungen dicker geworden, gleichzeitig sind einige Lernergebnisse, z.B. beim Herbeiführen von Entscheidungen, wieder in Frage gestellt worden.
Wir haben bereits damit begonnen, den organisatorischen Faden wieder aufzunehmen. Wir planen Team- und Einzelworkshops und Coachings. Wir setzen uns intensiv mit dem Thema Leistungsanspruch und Überforderung auseinander. Und natürlich hinterfragen wir unser eigenes Arbeitsplatzkonzept. Und wir freuen uns darauf, mit unseren neuen Mitarbeiter*innen, die wir derzeit rekrutieren, unsere Erkenntnisse gemeinsam umzusetzen.
Viele befreundete Unternehmen stehen vor ähnlichen internen Herausforderungen rund um’s Team und die Organisation. Und die daraus resultierenden Fragen versuchen wir als betahaus mit Hilfe unseres eigenen Netzwerks und auf Grundlage unserer Erfahrungen zu beantworten. So begleiten wir beispielsweise die betahaus Alumnis von tomorrow bei der Konzeption des neuen Büros am Neuen Pferdemarkt und betahaus Gesellschafter mindmatters bei der Umsetzung ihres neuen Arbeitsplatz Setups im betahaus. Und wir beraten Organisationen aus Sport und Politik, aber auch aus klassischen Branchen zu Fragen rund um die “Post-Corona-Arbeitswelt”.
Und last but not least: die Tatsache, dass wir unseren Blog reaktiviert haben (voilà!), hängt natürlich auch damit zusammen, dass wir in Zukunft wieder mehr Wissen mit Euch teilen wollen, aber auch anderen Firmen und Menschen aus unserer “beta-bubble” wieder mehr Oberfläche geben wollen.
Wir freuen uns in diesem Zusammenhang über Euer Feedback und Ideen für neue Artikel!