Lilli Gavrić
August 30, 2022
Lilli Gavrić ist betahaus Mitglied und freiberufliche Autorin und Redakteurin aus Hamburg. Sie schreibt über Food, Fahrrad und Hamburg für DIE ZEIT, Szene Hamburg und ihren Foodblog Monday2Sunday - und sagt über sich selbst: »Da wo Herzblut ist, da bin ich«. Foto Credit: Cecil Arp

betahaus's back

Alles neu macht der Mai. Ja, ich weiß, wir haben inzwischen Juni, aber der Mai läutete die Endphase des Caféumbaus vom letzten Jahr im betahaus ein, das Ergebnis stellen wir Euch heute vor. Nicht nur dem Café ging es im positiven Sinne an den Kragen, sondern auch der 1. und 4. Stock wandelten sich. Dazu später mehr, heute widmen wir uns erst einmal dem Erdgeschoss und Café, was ab sofort dem Namen noch mehr gerecht wird, als ohnehin schon. Und Anfang Juli nach langem Lockdown Reopening feiert.

Was ist Phase?

Trotz Coronakrise kennt das betahaus grundsätzlich nur eine Richtung - vorwärts. Gut, auch Team und Mitglieder mussten lange der Dinge harren und im Homeoffice ausharren, effektives Stoßlüften lernen (wusstet Ihr, dass angeblich nur die Deutschen "Zug bekommen" kennen? Aber ich schweife ab) und uns in Geduld üben. War 'ne harte Nuss. Ja doch aber nur, um mit starken Neuigkeiten um die Ecke zukommen, wenn niemand damit rechnet - also jetzt. Wie gesagt, den Anfang macht das beliebte "Wohnzimmer", auch Café genannt, indem gearbeitet, gequatscht, gegessen und verdiente Kaffeepause zelebriert wird. Was hat sich da getan?

»Alles aus einem Guss« (Flo, Eventteam)

Mehr Caféatmosphäre

Grundsätzlich entstand die Idee des Umbaus bereits mit dem Frontdesk Umzug vom Erdgeschoss in den 1. Stock, wie Tina und Flo vom Eventteam erzählen. Ein langfristiges Projekt also. Gastronomie und Bürokratie sollten getrennt werden, das Café mehr Atmosphäre ausstrahlen, nun ist auch das soweit. Möbel und Podeste fahren eine klare Linie und sind aus dem gleichen Holz geschnitzt. Gewisse Sitzecken sind neu, ebenso die Grafisch-bunten Sitzpolster, die sich gut zum zurückhaltenden hellen Holzton machen und laut sein dürfen. Die große Pflanzenwand mit Sitzecke davor grenzt den hinteren Teil des Cafés zwar ab, gewährt aber dezenten Durchblick.

Hinter ihr finden sich lange Tafeln, an denen man wieder zu betabreakfast oder Lunch zusammenkommt, um gemeinsam zu essen und von aktuellen Projekten zu erzählen. Oder der neuesten Serie, ist ja auch mal wichtig. Daran arbeiten geht natürlich auch weiterhin, diese flexible Office Möglichkeit bleibt. Insgesamt schafft die neue Aufteilung des Raums mehr separate kleine Bereiche, ohne Offenheit einzubüßen und ist mehr »aus einem Guss«, wie Flo sagt. Ein gutes Beispiel für solch eine Bucht ist das Weintasting, was hier bereits stattfand. Direkt neben der verkleinerten Bar und dadurch entstandenen Holztribüne mit Sitzplätzen war die gemütliche Ecke, in der man sich zurücklehnen kann, wie dafür gemacht.

Foto: Janine Meyer


Und was den anfangs erwähnten Frontdesk angeht, der ist nun wieder im Erdgeschoss und ehemaligen Pop-Up-Store angekommen und empfängt dort ab sofort alle Mitglieder und Besucher*innen.

Vorhang auf – Technik und Event

Events, welche Events? Auch die kommen zurück, doch doch. Und zwar ebenfalls eine Spur stärker als zuvor dank handwerklichen Support. Dafür sorgen im Café nun dunkle Vorhänge, die die sonst beliebte sonnige Fensterfront für Beamer und Präsentationen abdunkeln. Brachte das ja doch immer mal wieder knifflige Momente hervor, wenn so mancher die eigene Power Präsentation nicht sehen konnte. Komplett aufgeschmissen! Nein, ok, so schlimm war es natürlich nicht, aber jetzt ist es in jedem Fall besser.

Was noch? Die Bühne wurde der Länge nach erweitert, ja, keine Sorge, der Kicker steht noch dort und bleibt, wo er ist und fest installierte Bildschirme an sinnvollen Eckpunkten (Holztribüne, Pflanzenwand) angebracht. Ebenso wie ein neues Soundsystem, Boxen und Scheinwerfer an der Decke, die somit nicht mehr „im Weg“ stehen. Überhaupt werde es mehr Licht! Nichts geht über das richtige Licht zum arbeiten, Korrektur lesen (wer hier Fehler findet, weiß also, das Licht war Schuld) oder um über Ideen zu brüten. Spots, die direkt oder indirekt ausleuchten, warmes oder Tageslicht abgeben machen hier den Unterschied. Und da auch denen ohne Steckdosen keine Leuchte aufgeht, wurde auch hier nachgerüstet, Kabelsalat adé.


Tool Time – das Bauteam

So, alles da, alles schön. Aber wer baut das eigentlich alles und macht vor allem die Planung dafür? Sagt Dinge wie "betahaus Designsprache" und läuft bereits seit Jahren und schon lange vor Corona mit Schutzmaske durchs Haus, ganz alter Hut. Das ist zum einen Denis Tritschler, Konzepter des betahaus Bauteams und gelernter Tischler.

„Dadurch, dass Event- und Coworkingfläche nun endgültig getrennt sind (1. Stock Event, 4. Stock Coworking) erleichtert das enorm unsere Planung und Umsetzung. Die Schwierigkeit war immer, dass die Möbel schön und mobil für schnellen Umbau zugleich sind. Jetzt bekommt alles seinen Platz – und bleibt auch da“ , erklärt er.Was die erwähnte Designsprache angeht, fallen nun die wiederkehrenden Farben und Materialien immer mehr ins Auge, wie das helle Holz, elegante Anthrazit oder Türkis.

„Es findet sich alles wieder, geht immer weiter. Insgesamt ist es ein bisschen so, als würde man ein Haus bauen“

sagt Denis und zeigt mir noch, wo schon bald eine neue Sofaecke entsteht.


Nun bauen er und Team nicht alles allein, externe Dienstleister kommen ebenfalls zum Einsatz, oft wird aber selbst Hand angelegt. Auch von Geschäftsführer Robert. Der hat mir mal verraten, dass er das ganz gerne neben all den anderen Aufgaben macht, "arbeiten mit den Händen" und das scheinbar auch ziemlich gut kann. Apropos Hände. Mit anpacken tun dabei auch immer die sogenannten "Hands", also diejenigen, die immer zur Stelle sind, wenn der Bohrer mal wieder durchs Haus röhrt und Altes Neuem weichen muss. Unweigerlich muss ich an die Netflix Doku „Das Hausboot“ von Fynn Kliemann und Olli Schulz denken, die ohne Bauleiter Max und Helfer sicher weitere drei Jahre fürs Projekt gebraucht hätten - wenn überhaupt ein Hausboot am Ende entstanden wäre. Plan x Knowhow x Muskelkraft ergeben also neue Flächen und - nun ja, Boote.

Und so entsteht in nur wenigen Wochen eine fast ganz neue Coworkingfläche inklusive Büros, wie aktuell im 4. Stock – kurzfristige Projekte kann das betahaus also auch. Und finale Verbesserungen vier Stockwerke tiefer, die man oftmals erst im Detail betrachtet erkennt – und sich dann umso mehr darüber freut. Spätestens, wenn man den Vorhang zuzieht. 



Ihr findet Lilli auf lillilyrics.com, Instagram und Facebook – und auf Hamburgs Straßen.

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